Architekt
Silvia Braun und Andreas Holzapfel
Adresse
Parkstraße 9, Pullach im Isartal
Projektdatum
2008
Die Pfarrkirche Heilig Geist in Pullach wurde nach Plänen des Architekten Georg W. Buchner 1956 erbaut. In den 60er Jahren wurde das Pfarrheim mit Werktagskapelle im rechten Winkel zur Kirche angebaut. Anlass der aktuellen Baumaßnahme war die notwendige Sanierung und energetische Modernisierung der Gesamtanlage, der Wunsch nach hellen, offenen Räumen, die barrierefrei erreichbar sind, sowie einer funktionalen Entflechtung der Zugänge, die bisher alle ausschließlich über die gemeinsame Eingangshalle führten.
Der Entwurf folgt einer radikalen städtebaulichen Grundidee, die sich bis in die Details verfolgen läßt.
Durch den Abbruch eines nicht mehr genutzten Wohnhauses wurde der Baukörper des Pfarrheims freigestellt und der Raum zwischen Pfarrheim und Kindergarten zur Strasse hin geöffnet. Das freiwerdende Gelände wurde bis auf Pfarrsaalniveau abgesenkt. Eine künstliche Topographie als öffentlich zugängliches Forum mit Treppen, Sitzstufen und einer Sommerbühne befreit den vorher dunklen Pfarrsaal aus dem Keller und ermöglicht so die Öffnung nach außen und die natürliche Belichtung des Inneren.
Der neu errichtete Gartensaal für kleine Veranstaltungen mit dem weit auskragenden Dach ist das weit sichtbare Zeichen des wesensgleich zum Bestand erneuerten Pfarrheims und stellt eine räumliche Beziehung zur Kirche und zur Wiese mit den drei großen Birken her.
Details, Oberflächen und Farben der Kirche wurden integriert, um das Pfarrzentrum zu einer wahrnehmbaren Einheit zu machen: das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Walmdach, Kupferblech für die Dachranddetails und Regenrinne, Stahlwinkel als Schneefang, die Lochfassade mit Putzoberflächen und die Farbe aus den Umrahmungen der Kirchenfenster.
Das Pfarrheim war Anfang der 60er Jahre durch Gemeindemitglieder fertiggebaut worden. Den Betonrippendecken fehlte die notwendige Überdeckung, um heute gültige Brandschutzauflagen zu erfüllen, außerdem stellte man während der Bauarbeiten fest, daß die Decken um bis zu 10 cm durchhängen und sich das Gebäude zu einer Seite neigt, was zu besonderen Aufwendungen beim Ausbau und beim Vollwärmeschutz führte. Die Hohlräume der Rippendecken wurden dann für den Einbau der Beleuchtung in Pfarrsaal und Kapelle genutzt.
Das Pfarrheim wurde im Innern vollständig erneuert und nach modernen Gesichtspunkten ausgebaut. Dabei konnten viele für das Gemeindeleben wichtige Aspekte verbessert werden: barrierefreie Nutzbarkeit, neue Sanitäranlagen, verbesserte Akustik im Pfarrsaal, eine neue, große Küche.
Der um 50 cm über das angrenzende Gelände erhobene Rundweg wurde durch den neu eingefügten Durchbruch an der Naht zur Kirche geschlossen. Zusammen mit dem Künstler Thomas Gronegger wurde er als einheitliches und dabei vielfältiges Band gestaltet, fasst das Pfarrzentrum mit seinen jetzt von einander unabhängigen Funktionen zusammen und macht die Anlage als Ganzes ergehbar.
Die Werktagskapelle wurde zur neuen Sebastianskapelle. Durch Verlegung einer Stufe vom Eingang zum Altarraum ist diese barrierefrei erreichbar geworden. Sie dient nun auch als Taufkapelle und für Kindergottesdienste. Die Kapelle wurde durch den Ringschluß des Rundwegs an dieser Stelle mit Einbau eines Durchgangs schmäler. In Verbindung mit der vergrößerten Raumhöhe, der zurückhaltenden Materialwahl mit lebendigen, sinnlichen Oberflächen, und der Betonung der Wirkungen von natürlichem und künstlichem Licht ist ein intimer, konzentrierter Sakralraum entstanden, in der in dem sich jeder, der nach Besinnung sucht, wiederfinden kann.
Die nachhaltige Nutzung des Pfarrzentrum ist durch Erschließung über Rampen, Einbau eines Aufzugs und durchgängig barrierefreien Ausbau für alle selbstbestimmt möglich. Körperlich Behinderte, Senioren und Eltern mit Kinderwägen finden sich zurecht, neue Nutzergruppen können für das Gemeindeleben gewonnen werden.