Neubau Pfarrheim Miesbach

Architekt

Silvia Braun und Andreas Holzapfel

Team

Andrea Gruber, Lovro Prpic, Daniel Seibert, Dace Svekre (Visualisierungen)

Adresse

Kolpingstraße 22

Projektdatum

2015 (Wettbewerbsbeitrag, 2. Rang)

Das neue Pfarrheim ist als einheitliches Gefüge aus zwei Baukörpern geplant, die durch Verschiebung entlang einer Ost-West-orientierten Mittelachse zwei Außenräume einfassen: den auf Straßenniveau liegenden Eingangsplatz und das höher, an gewohnter Stelle liegende Atrium zwischen bestehendem Kindergarten und Pfarrheim.
Der Eingangsplatz öffnet sich in Richtung Stadtmitte und Stadtpfarrkirche. Aus den Pfarrsaalfenstern auf der Südseite wird der Kirchturm zu sehen sein.
Das Atrium ist an drei Seiten von Gebäuden umschlossen. Die vierte Seite begrenzt der baumbewachsene Hang, der zum Atrium hin in einer Reihe von Sitzstufen endet.
Das Atrium wird so zum verbindenden Element zwischen Kindergarten und neuem Pfarrheim.
Die im Baukörper angelegte Zweiteilung wird durch die Dachform betont, beide erhalten ein längsorientiertes Giebeldach. Die schmalen Giebelseiten nehmen die Maßstäblichkeit der Umgebung auf. Gleichzeitig weist die Giebelständigkeit, im Gegensatz zu den traufständigen Wohngebäuden der näheren Umgebung, auf die besondere Bedeutung des Gebäudes hin. In den Giebel des südlichen Gebäudeteils wird das Bildnis des Heiligen Josef mit dem Kind aufgenommen, welches sich heute an der Gebäudeecke befindet.

Die Ost-West-Ausrichtung von Baukörper und Dachfirst entsprechen der Tradition alter regionaler Bauernhöfe, die Sonneneinstrahlung kann energetisch vorteilhaft genutzt werden. Für die Heizwärmeversorgung wird eine Grundwasser-Wärmepumpe vorgeschlagen, die bei Konzeption eines Flächenheizsystems (Wand- bzw. Fußbodenheizung) mit niedrigen Vorlauftemperaturen sehr wirtschaftlich zu betreiben ist. Somit könnte auf die Nutzung fossiler Brennstoffe verzichtet werden. Der Einsatz von Photovoltaik auf der wenig einsehbaren südorientierten Dachfläche über dem Pfarrsaal wäre vorstellbar, um den Strombedarf der Wärmepumpe abzudecken.

Der Baukörper fügt sich in den Kontext ein, Oberflächen, Bauweisen und Konstruktionen orientieren sich an den Vorgaben aus der Umgebung. Ein umlaufender Sockel stellt den Übergang zum Gelände her. Oberhalb des Sockels folgen verputzte Wandflächen, die ortstypisch Weiß mit sandfarbenen Beimischungen gefärbt sind. Die Fenster und Türöffnungen sind als scharf geschnittene Löcher in den zweischaligen, 50 cm starken Mauerwerkswänden angelegt.
Die einfache Holzkonstruktion der Giebeldächer wird mit matt hellgrau vorpatiniertem Blech mit Stehfalzen gedeckt. Durch die Verwendung solider, bewährter und pflegeleichter Materialien werden geringe Kosten für den Bauunterhalt erzielt.

Man betritt das Gebäude vom Eingangshof aus durch einen gedeckten Außenbereich, der als Kolonnade mit gemauerten Stützen, ähnlich wie bei Gebäuden in der Ortsmitte, ausgebildet ist.
Von dort gelangt man in die Eingangshalle mit Garderobe, von der aus alle Nutzungsbereiche logisch und leicht orientierbar erschlossen sind. Geradeaus kommt man in den Jugendbereich, der am entgegengesetzten Ende auch über einen separaten Zugang verfügt. Links nach dem Eingang erreicht man den südorientierten Foyergang, über den Club-, Musik- und Werkraum erschlossen werden und sich zum Platz hin öffnen können. Über Treppe oder Aufzug erreicht man das Saalgeschoss, in dem Sitzungs-, der Versammlungs- und Mehrzweckraum liegen. Der Pfarrsaal hat mehrere direkte Ausgänge ins Freie, wodurch sich sehr einfache Rettungswege ergeben. Alle anderen Räume auf dieser Ebene öffnen sich über den breiten und lichten Foyergang nach außen. Auf eine zusätzliche Unterkellerung wird mit Blick auf die Baukosten verzichtet.

Die Treppe liegt zentral im Gebäude, wodurch kurze Wege zwischen den Nutzungsbereichen erreicht werden. Alle Bereiche sind uneingeschränkt barrierefrei erreichbar und nutzbar.

Entstanden ist ein Gebäudeensemble, welches sich feinfühlig in die bestehende Bebauung einfügt. Gleichzeitig betont die klare Formen- und Materialsprache den eigenständigen Charakter.

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